Visuelle Wahrnehmung und ihre Bedeutung für den Spracherwerb

Die visuelle Wahrnehmung umfasst die komplette neuronale Verarbeitung von visuellen Reizen. Diese unterteilt sich in die Teilfunktionen der Objekt-, Form- und Farbwahrnehmung sowie die Figur-Hintergrund-Unterscheidung. Auch die Auge-Hand-Koordination und die räumliche Wahrnehmung gehören zu diesem sensorischen Bereich.

Um Sprache als die primäre Kommunikationsform zu erwerben, ist die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf den Sprecher eine wichtige Fähigkeit. Dies gelingt einem Säugling bereits in den ersten Lebensmonaten. Dadurch, dass er die Mutter visuell wahrnimmt, kann er aus ihrer Mimik und Gestik lernen:

Durch das Beobachten von Mundbildern und der Verknüpfung mit auditiven Reizen lernt das Kleinkind, die ersten Laute zu verstehen und in der Folge dann auch zu imitieren.

Dadurch, dass ein Säugling einerseits seinen Blick selektiv auf einzelne Objekte ausrichten kann und andererseits die Mimik und Gestik der primären Bezugsperson beobachtet, stellt er eine Verbindung zu den gleichzeitig auditiv wahrgenommenen Wörtern her. Er ordnet Objekten Bedeutungen zu – der entscheidende erste Schritt zum Wortschatzerwerb. Dass das Kleinkind zunehmend in der Lage ist, auch feine visuellen Merkmale zu unterscheiden und komplexe Situationen zu erfassen, trägt dazu bei, dass es bereits mit ca. 18 Monaten seinen ersten Wortschatz rasant um vielen neuen Wörter erweitern kann (= Wortschatzspurt).

Die visuelle Wahrnehmung spielt später auch eine wichtige Rolle, wenn es um den Schriftspracherwerb geht.

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