Entwicklung des Sprachverständnisses:
Während der Sprachentwicklung geht es nicht nur darum, sich Kenntnisse zur Produktion von Sprache anzueignen (= expressive Kompetenzen), sondern auch darum, die Fähigkeit zu erwerben, andere zu verstehen (= rezeptive Fähigkeiten).
Voraussetzung für den Erwerb rezeptiver Kompetenzen sind v.a. eine korrekte auditive Wahrnehmung sowie das funktionstüchtige Arbeitsgedächtnis.
Meilensteine der Entwicklung des Sprachverständnisses:
pränatal:
Reifung der neuronalen Hörbahnen (bis zum 3.Lj. abgeschlossen); entscheidend sind die auditiven Stimulationen
kurz nach der Geburt:
Hinwendung zur mütterlichen Stimme; Unterscheidung von sprachlichen zu nicht-sprachlichen Reizen
ca. 5 Monate:
eindeutige Reaktion auf die Nennung des eigenen Namens
ca. 8 / 9 Monate:
Wiedererkennung bestimmter Wörter; Blickkontakt wechselt zwischen Objekten und Bezugspersonen hin und her; Orientierung an Zeigegesten und Blickrichtung anderer
ca. 12 Monate:
Erkenntnis, dass Wörter für etwas Reales stehen, ist erworben; ca. 50 Wörter werden verstanden
ca. 15 Monate:
Wortverständnis beträgt ca. 100 bis 180 Wörter; auch Wörter ohne anwesendes Bezugsobjekt werden verstanden, Verständnis für Aufforderungen
ca. 24 Monate:
ca. 200 bis 400 Wörter rezeptiv erworben; korrekte grammatische Äußerungen werden inzwischen bevorzugt
ca. 30 Monate:
Wortverständnis bei ca. 2000; einfache Sätze werden verstanden, auch situationsunabhängig; Widersprüchliches wird erkannt und abgelehnt; auch Pronomina (Personal-, Possesiv-, Frage-) werden nun verstanden
ca. 3. bis 4.Lj.:
Wortverständnis nun auch für Adjektive und Präpostionen (Wortarten nun komplett); auch komplexere Sätze (aus Hauptsätzen) und kleine Geschichten werden verstanden
ca. 5 bis 6. Lj.:
rezeptiv sind nun ca. 9000 bis 14000 Wörter erworben; Verständnis für komplexe Sätze (Haupt- und Nebensätze) und satzübergreifende Zusammenhänge sowie Sprichwörter und Passivsätze
Die Altersangaben sind lediglich als Orientierung zu verstehen. Es kann daher in der individuellen Entwicklung durchaus zu Verschiebungen kommen.