Die semantisch-lexikalische Entwicklung:

Neben der Lautbildung und den formalen Aspekten (= Grammatik), muss ein Kind während seiner Sprachentwicklung auch die inhaltlichen Aspekte erwerben. Dazu gehört u.a. die Bedeutung von Wörtern (= Wort-Semantik), denn Wörter sind die sprachlichen Träger von Inhalten und ermöglichen somit die Sinnvermittlung.
Die Sammlung aller Wörter, über die ein Mensch verfügt, also sein gesamter Wortschatz, wird als mentales Lexikon bezeichnet. Neben den Wortbedeutungen speichert ein Kind dort gleichzeitig auch alle entsprechenden Worteigenschaften ab.

Die entscheidende Voraussetzung, damit der Wortbedeutungserwerb beginnen kann, ist die Erkenntnis, dass Äußerungen für etwas stehen, also eine symbolische Stelle für etwas Reales einnehmen. Da jede Klangeinheit für ein Kleinkind alles Mögliche bedeuten könnte, nutzt es für die Bedeutungszuweisung u.a. äußere Hinweise (z. Bsp. Zeigegesten der Eltern, gemeinsame Aufmerksamkeitsausrichtung, wiederkehrende Situationen). Es verfügt aber auch über bestimmte kognitive Erwerbsmechanismen, ohne die es nicht möglich wäre, innerhalb weniger Jahre einen Wortschatz von ca. 14000 Wörtern und entsprechendes Wortwissen aufzubauen. Weitere Voraussetzungen sind die korrekte auditive Verarbeitung der wahrgenommenen Lautfolgen sowie die Zwischenspeicherung mittels eines funktionierenden Arbeitsgedächtnisses.

Meilensteine der Wortschatzentwicklung:

ab ca. 12 Monaten:
beginnendes Wortverstehen (= passiv), erste Wortproduktionen (= aktiv), situationsgebunden, Lautmalereien wie bummbumm

12. bis 18. Monat:
Wortschatz nimmt langsam zu: bis ca. 20 Wörter; v.a. Nomen in Bezeichnungsfunktion (Ball, Mama, Auto) und soziale Wörter (Nein, heile, hallo)

18. bis 24. Monat:
rasanter Zuwachs: mehrere Wörter pro Tag; mind. 50 Wörter aktiv und bis zu 300 Wörter passiv; Über- und Unterdehnungen (z.Bsp.: Katzen für alle Vierbeiner; Uhr nur für eine ganz bestimme Uhr); erste Wortkombinationen (Tom Rutsche)

ab 2,5 Jahren:
ca. 500 Wörter aktiv; nun zunehmend Verben; auch Funktionswörter wie Artikel, Fragewörter; erste Kategorisierungen ( Kleider = Hosen, Pullover etc.)

ab 3 Jahren:
ca. 2000 Wörter aktiv; nun auch Konjunktionen (und, dass) und Relativpronomen, Ableitungen (abholen) und Zusammensetzungen (Kindergarten) kommen dazu

ab 5 Jahren:
ca. 5000 Wörter aktiv, ca. 14000 Wörter passiv; Wörter für Abstraktes, Gedanken und Gefühle kommen hinzu

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