Phonologische Entwicklung:

Phoneme – die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten unserer Sprache:

Mit ungefähr 18 Monaten beginnt ein Kleinkind, sich sprachsystematisches Wissen über die korrekte Verwendung von Lauten (=Phonemen) anzueignen. Es muss also lernen, wo die Sprechlaute seiner Muttersprache korrekt eingesetzt werden dürfen, wie sie miteinander verbunden werden dürfen und wann eine falsche Verwendung zu einem Bedeutungsunterschied führt. So sind z.Bsp. /f/ und /t/ im Deutschen Phoneme, denn es macht einen Bedeutungsunterschied aus, ob man Fisch oder Tisch sagt. Dagegen ist es egal, ob in dem Wort rot das /r/ im Rachen (rollend) oder am Gaumen (ähnlich dem Schnarchgeräusch) gebildet wird. Ob das /s/ korrekt am Zahndamm oder lispelnd gebildet wird, macht im Deutschen keinen Bedeutungsunterschied aus, im Englischen dagegen schon (sing oder thing).

Jede Sprache hat bestimmte Regeln

Jede Sprache hat außerdem bestimmte Regeln, nach denen Laute zu Silben und Wörtern zusammengefasst werden dürfen. Im Deutschen ist es z. Bsp. nicht erlaubt, dass Wörter mit der Lautverbindung ng oder lm beginnen. Dagegen ist die Konsonantenverbindung schw am Wort-Silbenanfang erlaubt, aber nicht am Ende.

Kindliche Vereinfachungen – Phonologische Prozesse:

Ein Kind nimmt in seinem ersten Regelsysten zunächst Vereinfachungen vor, was man als phonologische Prozesse bezeichnet. Diese sind also zu bestimmten Zeitpunkten der Sprachentwicklung absolut normal. Dabei handelt es sich zum einen um strukturelle Vereinfachungen, z.Bsp. über die Auslassung oder Vertauschung von Lauten oder Silben (Bume statt Blume, Kolomotive statt Lokomotive). Ebenso nimmt es systemische Vereinfachungen vor, d.h. es ersetzt Laute durch andere (Babel statt Gabel oder Faf statt Schaf). Im Laufe der normalen Sprachentwicklung überwindet es nach und nach diese Prozesse und nähert sich dabei immer weiter dem Regelsystem von Erwachsenen an.

Die phonologische Entwicklung ist normalerweise im Alter von viereinhalb bis fünf Jahren abgeschlossen und das komplette Phoneminventar sowie das entsprechende sprachsystematische Regelwissen wurde erworben.

Phonologische Bewusstheit:

Zur Phonologie gehört auch die phonologische Bewusstheit, die eine wichtige Vorläuferfertigkeit für den Erwerb der Schriftsprache darstellt. Dabei geht es um die Fähigkeit, die phonologische Struktur von Wörtern (unabhängig von ihrer Bedeutung) zu erkennen, zu analysieren und zu verändern, also u.a. Silben zu erkennen, Reime zu bilden, Wörter in Einzellaute zu zerlegen bzw. daraus zusammenzusetzen. Bereits im Vorschulalter beginnt diese Fähigkeit sich zu entwickeln. Es konnte in zahlreichen wissenschaftlichen Studien belegt werden, dass ein enger Zusammenhang zwischen Auffälligkeiten der phonologischen Bewusstheit im Vorschulalter und dem Entstehen von Lese- und Rechtschreibstörungen im Schulalter existiert.

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